Die Lehre von den Gebäuden
Wenn ich gefragt werde, was das Fach Gebäudelehre behandelt, und ich kurz antworten soll, sage ich: die Lehre von den verschiedenen Typologien.
Etwas ausführlicher sage ich: wenn wir Architekten als Wissenschaftler gefragt sind, versuchen wir Gebäude zu kategorisieren, wir sortieren sie, hierfür stehen uns verschiedene Parameter zur Verfügung. Naheliegender Parameter ist die Funktion:
Nehmen wir zum Beispiel Gebäude für das Wohnen – also Wohnhäuser. Und schon hier wird es komplexer, als man es in Worten erfassen kann, ein Diagramm wäre hilfreich: Wohnen im Geschosswohnungsbau, Wohnen im Einfamilienhaus, Wohnen auf mehreren Ebenen, Wohnen unter besonderen Bedingungen: Altersgerecht, gemeinschaftlich, temporär, in der Not usw., es gibt so viele Erscheinungsformen und auch wieder so viele Untereinheiten, dass fast die Funktion als Parameter eine Einschränkung der Möglichkeiten darstellt.
Erscheinungsform ist das Stichwort für einen anderen Bestimmungs- Parameter: Die Morphologie des Gebäudes. Das freistehende Haus, von groß bis klein, – das Haus in der Reihe – das Eckhaus – das Haus als Block – die Siedlung usw.
Zusätzlich sind die Lage des Gebäudes – in der Stadt – auf dem Land, der Kontext und der Kontinent und zudem die historische Einbindung elementare Faktoren der Gebäudelehre.
Auch wenn der Künstler in uns Architekten es nicht wahrhaben möchte, auch rechtliche Gesichtspunkte sind Aspekte der Gebäudelehre. So klassifizieren wir z.B. Gebäudeklassen, die bestimmte Grundvoraussetzungen für das Planen von Gebäuden liefern.
Zunächst stellt sich aber auch die Frage nach der Definition von Gebäuden. Was sind Gebäude?
„Gebäude sind selbstständig benutzbare, überdeckte bauliche Anlagen, die von Menschen betreten werden können und geeignet oder bestimmt sind, dem Schutz von Menschen, Tieren oder Sachen zu dienen.“ So sagt es die Musterbauordnung.
Gebäude sind aber viel mehr als diese Beschreibung, Gebäude liefern unseren Lebensraum. Sie tragen wesentlich zu unserem Befinden bei, sie bestimmen unser Verhalten und sind Ausdruck unserer Kultur. Ihre Qualität liegt in der Hand aller am Bau Beteiligten. Diese Tatsache möchte ich an diesem Lehrstuhl zur Prämisse machen.
Es gilt, in der Gebäudelehre Prinzipien von Gebäuden zu vermitteln und den Blick auf die Zusammenhänge der unterschiedlichen Parameter zu lenken.